Beteiligungs- und Bildungskampagne zu Naturschutz, Gesundheit und Ernährung

Handlungsfelder:
HINTERGRUND:
Die Bedeutung und viele Funktionen von Natur und Landschaft sind unserer schnelllebigen und oft naturfernen Gesellschaft nicht mehr bewusst. Sie sind jedoch wesentlicher Teil unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Die Bedeutung der Ökologie für unsere Lebensqualität kann durch partizipative Initiativen und innovative Bildungsangebote in die Öffentlichkeit getragen werden und somit einen verantwortungsvolleren Umgang der Gesellschaft mit der Natur fördern.

In der ganzen Region gibt es bereits zahlreiche Initiativen mit ähnlichen Zielen. Diese sollten gezielt vernetzt und unterstützt werden. Auch das Angebot muss ausgebaut werden, sodass die bisher eingesetzten Methoden, Formate und Medien die breite Bürgerschaft erreichen – mit einem Fokus auf die Personengruppen mit dem größten umweltpsychologischen Transformationspotenzial. Hier setzt das Leitprojekt an, denn es möchte nicht nur die Menschen weiterbilden, die bereits ein Interesse an Naturschutz haben, sondern neue Wege finden. Menschen werden über Querschnittsthemen und mit praktischen sowie informativen Tools an die Ökologie herangeführt. Besonders wichtig wird nach der Corona-Pandemie die Wiederbelebung von sozialen Interaktionen in der realen (nicht digitalen) Welt sein. Mit innovativen Ideen und Angeboten kann der Dialog zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsschichten wiederhergestellt und somit der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung entgegengewirkt werden.
Kooperation in der Region:
Angelehnt an die Übersicht des Landkreises Regensburg „Landkreis von seiner grünsten Seite“ erstellt die Region eine Informationsplattform. Sie sollte digital sein, sodass die relevanten Informationen stets auf dem aktuellsten Stand gehalten werden können. Die Plattform stellt in übersichtlicher Weise alle relevanten Akteure aus der Umweltbildung und alle bestehenden Gemeinschaftsgärten dar. Vielmehr ist die Rolle der Region bei diesem Projekt allerdings auch koordinativ anstatt nur informativ. Es gilt, die bisherigen Standorte und relevanten Ansprechpartnerinnen und -partnern der Initiativen zu vernetzen und für eine geografisch ausgewogene Verteilung zu sorgen. Die Region koordiniert also die Vorschläge aus den Gemeinden zu neuen potenziellen Standorten der Gärten und gibt sie im Anschluss an interessierte Menschen, Institutionen und Einrichtungen weiter. Es wird dadurch einfach sein herauszufinden, in welchen bestehenden Gemeinschaftsgärten der Aufbau eines solchen Gartens angelernt werden kann. Menschen oder Gruppen, die sich zutrauen, einen Ort gemeinsam aufzubauen, können auf der Plattform Orte finden und nach Helfenden suchen und Helfende können an neuen Orten mitwirken.
Ziele und Ergebnisse:
In einer Beteiligungs- und Bildungskampagne wird vermittelt, wie wertvoll Ökosystemleistungen für jede Person sowie die menschliche Gesellschaft sind und wie wichtig es ist, sie in gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entscheidungen umfassend zu berücksichtigen – gerade in einer Wachstumsregion wie Regensburg. Dazu werden in praxis-orientierten Bildungsformaten Aspekte der Gartenarbeit, Ökologie, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Gesundheitsforschung und politischer Bildung miteinander verzahnt.

Hierzu werden moderne Methoden wie inklusive Workshops genutzt, um eine Vielzahl an Interessengebieten und Personengruppen (bspw. Handwerk, Lehrpersonal, Gefängnisinsassen, etc.) mit dem Umweltschutz sowie untereinander und interdisziplinär zu verknüpfen. Dies funktioniert, indem in den jeweiligen Kursangeboten basierend auf einfach verständlichen Wissensinput aufgezeigt wird, welche praktischen Handlungsmöglichkeiten daraus abzuleiten sind. Ziel ist es einerseits, verflochtene Themengebiete in ihrer Komplexität verständlich zu machen und andererseits die Brücke zur individuellen sowie gesellschaftspolitischen Verantwortung zu schlagen. Ein Beispiel hierfür wären Ansätze der „Essbaren Stadt“: Hierbei könnten mit dem nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln u.a. die Lieferwege verkürzt, die Gesundheit gesteigert und das Stadtbild verschönert werden. Mit diesem Brückenschlag zu anderen Herausforderungen wird klar, dass auch mit wenig Aufwand viel erreicht werden kann. Mit den gewonnenen Erfahrungen werden die Teilnehmenden dazu befähigt, in ihrem Umkreis als „Change Maker“ zu agieren und andere zu motivieren, ebenfalls am Umwelt-, Natur- und Artenschutz aktiv teilzunehmen.

Ziel ist es außerdem, in möglichst jeder Gemeinde und Nachbarschaft einen Raum zu schaffen, in dem sich die lokale Bevölkerung ökologisch weiterbilden und vernetzen kann, sowie den Ort möglichst autonom und in kreativer Form konstant weiterzuentwickeln. Weiterhin bieten die Flächen die Möglichkeit, strategisch Platz für zukünftige ökologische Initiativen zu schaffen, sowohl von Seiten der Zivilgesellschaft als auch der Politik. Je nach Beschlusslage könnten die Orte also als Experimentierflächen für bildungspolitische Maßnahmen genutzt werden. Werden beispielsweise Baumpflanzaktionen für Schülerklassen zum jährlichen Ritual, könnte dies mit Aktions-, Buddel- oder Pflanzentagen in den regionalen Gemeinschaftsgärten gekoppelt werden. Der Vorteil liegt darin, dass sich die Teilnehmenden in anschaulicher Weise damit auseinandersetzen können, welche Pflanzenarten auf der einen Seite eine historische Relevanz in der Region haben und auf der anderen Seite auch klimaresilient sind.

Es sollte zudem gezielt untersucht werden, inwiefern die Gärten mit anderen renaturierenden Maßnahmen gekoppelt und in Zusammenarbeit mit anliegenden Landwirtschaftsbetrieben geschaffen werden können. Besonders im ländlichen Bereich könnten hier Lösungen mit großer Zielharmonie geschaffen werden, indem neue Bäume, Wildblühwiesen und Flächen zur Wasserspeicherung Vorteile mit Hinblick auf den Schutz vor Bodenerosion und Sturzfluten sowie dem Insektensterben bieten. Hierbei würden sich z.B. die Umwandlung in Waldgärten und Ansätze der Permakultur anbieten. Zusätzlich zu den Gemeindegärten sollte der Fokus also ebenfalls auf Flächen liegen, in denen Naturschutz gemeinschaftlich betrieben werden kann und nicht nur der Lebensmittelselbstversorgung durch Nutzpflanzen dienen. Im Optimalfall stehen Flächen in ausreichender Größe zur Verfügung, um beide Aspekte auf engem Raum zu berücksichtigen.

Zuletzt könnten die ländlichen Gemeinschaftsgärten als Treffpunkt für Wanderungen und Führungen durch die lokalen Landschaften etabliert werden. Neben dem touristischen Mehrwert könnte hierbei ebenfalls die Dimension des partizipativen Naturschutzes konsequent erlebbar gemacht werden. Vor allem für Menschen fortgeschrittenen Alters könnten diese sanft-sportlichen Aktivitäten ansprechender sein als Tagesfortbildungen. So könnten beispielsweise die Förster des anliegenden Walds bei ihrer Tour durch den Forst begleitet werden. Teilnehmende werden ermutigt, einfach Aufgaben wie das Anbringen von vorgefertigten Vogelschutzhäusern selbst zu übernehmen. Bei den Angeboten sollte darauf geachtet werden, dass für die verschiedensten Level des Vorwissens und fachlichen Interesses, der Fitness und körperlicher Einschränkung sowie handwerklichen Begabung eine Option besteht.
Vorgehen:
  1. Flächenidentifikation für Gemeinschaftsgärten unter Beachtung möglichst langfristiger Nutzungsdauer (vornehmlich Verknüpfung mit Flächenentsiegelungen oder Renaturierungsmaßnahmen)
  2. Flächennutzungsübertragung an Trägerinnen und Träger der direkten Umgebung (bspw. Bürgerinitiativen, ökologische Bauernverbände, Einkaufsgemeinschaften, Lebensmittelkooperativen, Umweltbildungsorganisationen, öffentliche Bildungseinrichtungen) zur Gewährleistung der Pflege
  3. Langzeitmonitoring über die Nutzung der Flächen etablieren, um den ökologischen Nutzen wissenschaftlich zu analysieren (z.B. Bodenqualität vorher und nach 5 Jahren)
  4. Langzeitmonitoring über das ökologisch-relevante Verhalten von Workshopteilnehmenden anstoßen, um effektive Formate, Themen und Transformationszielgruppen zu erörtern
  5. Koordination der Bildungsmaßnahmen: Unterstützung bei der Paarung von praxis-technischen Aufgaben (Flächenträgerin) und wissenschaftlichen Fortbildungsinputs (Bildungsträgerin) für sowohl zielgruppenoffene und themenübergreifende als auch zielgruppen- und themenspezifische Workshops
  6. Bewerbung der Weiterbildungsangebote sowie Einladung (oder ggf. Aufforderung) zur Teilnahme von relevanten Zielgruppen (Jugendeinrichtungen, Geflüchtete und Zugezogene, Handwerkskammern, mittelständische und kommunale Unternehmen, Verwaltungsmitarbeitende, Studierende und Auszubildende)
  7. Anschubfinanzierung und Unterstützung bei der Beschaffung von Materialien wie Holz und Werkzeug für die Gärten durch effektive Vernetzungsarbeit mit Baufirmen und -märkten (z.B. Europaletten)
Beteiligte:
Projektpaten: Ökomodellregion, Bildungsregion, Landschaftspflegeverband
Co-Paten: Gemeinde Brennberg, Gemeinde Hagelstadt, ILE Vorderer Bayerischer Wald; insgesamt 12 Gemeinden haben bereits ihre aktive Beteiligung zugesichert
Weitere Beteiligte: Landratsamt, Gesundheitsregionplus, Kreisverband Regensburg für Gartenkultur und Landespflege, Transition Regensburg, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, mittelständische und kommunale Unternehmen, Bildungseinrichtungen und -organisationen, Imkerverband, Bund Naturschutz, Landwirte, Werkstätten für Menschen mit Behinderung (Regensburger Werkstätten gGmbH, KJF Werkstätten gGmbH)
Laufzeit:
2022 - 2025; danach Evaluation und Weiterentwicklung